Fragen und Antworten
Du hast eine Frage zum Projekt oder zum Inhalt? Wir haben hier zu den wichtigsten Fragen die passenden Antworten gesammelt und sie thematisch sortiert.
Zum Projekt
„Forum gegen Fakes – Gemeinsam für eine starke Demokratie“ ist ein Projekt der Bertelsmann Stiftung. Die Stiftung kooperiert in dem Projekt mit dem Bundesministerium des Innern und für Heimat, der Stiftung Mercator und der Michael Otto Foundation for Sustainability. Es wird unterstützt durch das Nachrichtenportal t-online, den Verein Deutschland sicher im Netz e.V., die Initiative #UseTheNews und einen Projektbeirat.
Mit dem Bürgerbeteiligungsprojekt „Forum gegen Fakes“ will die Bertelsmann Stiftung einen Beitrag dazu leisten, unsere Demokratie inklusiver für alle zu machen. Mit einem neuen Format zur Massenbeteiligung wird breite Online-Beteiligung mit einem Bürgerrat aus zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern kombiniert. Um die Qualität der Umsetzung des Bürgerbeteiligungsprojekts zu sichern und Transparenz zu schaffen, setzt die Bertelsmann Stiftung einen Projektbeirat ein.
Der Projektbeirat berät die Bertelsmann Stiftung in allen Belangen der Umsetzung des Bürgerbeteiligungsprojekts „Forum gegen Fakes". Der Beirat setzt sich zusammen aus der Bertelsmann Stiftung als Projektträger, dem BMI, den Stiftungen und den Unterstützern des Projektes. Er wird ergänzt durch externe wissenschaftliche Expertise von Universitäten sowie Expertinnen und Experten mit aktueller praktischer Erfahrung aus zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Der Projektbeirat berät die Bertelsmann Stiftung, sodass die Prozesse, Inhalte und Ergebnisse im Einklang mit dem Gesamtkonzept und den laufenden Erkenntnissen der wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation stehen. Die Mitglieder des Beirates bringen Expertise zur Bürgerbeteiligung, zum Thema Desinformation und zur Kommunikation ein. Der Projektbeirat gibt Feedback und bringt Ideen ein. Der Beirat gibt Empfehlungen über die Auswahl von Expertinnen und Experten zum Thema „Desinformation", die im Bürgerrat zum Einsatz kommen. Die Bertelsmann Stiftung folgt dieser Empfehlung zur Auswahl der Expertinnen und Experten.
Eine wichtige Aufgabe des BMI ist es, die Demokratie zu verteidigen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Dazu gehört auch, die Bedrohung durch ausländische Einflussnahme und Manipulation im Informationsraum sowie durch Desinformation ernst zu nehmen und ihr entschlossen entgegenzutreten. Um seiner Aufgabe in der Stärkung der gesamtstaatlichen und gesellschaftlichen Resilienz gerecht zu werden, sensibilisiert das BMI zu Themen wie dem Einfluss der Sozialen Medien auf öffentliche Debatten oder der Rolle von Künstlicher Intelligenz bei der Kommunikation in den digitalen Medien.
Weil gerade Desinformation die gesamte Gesellschaft betrifft, ist ein breiter öffentlicher Diskurs zum Umgang damit wichtig. Dieser Diskurs muss gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Stiftungen getragen werden. Daher unterstützt das BMI das Projekt der Bertelsmann Stiftung und kooperiert mit den weiteren beteiligten Institutionen.
Die Rolle des BMI ist dabei vor allem, das Vorhaben in den politischen Raum zu tragen und die Meinungen und Empfehlungen der Bürgerinnen und Bürger für die weitere Arbeit zum Thema Desinformation zu nutzen. Das Engagement des BMI im Projekt stellt daher einen Beitrag zur proaktiven, faktenbasierten und transparenten Kommunikation der Bundesregierung im Umgang mit Desinformation dar.
Für weitere Informationen zu Desinformation als hybride Bedrohung siehe auch www.bmi.bund.de/SharedDocs/schwerpunkte/DE/desinformation/artikel-desinformation-hybride-bedrohung.html
Über Desinformation
Desinformation ist gezielte Falschinformation, die verbreitet wird, um Menschen zu manipulieren. Ziel ist es, öffentliche Debatten zu beeinflussen, die Gesellschaft zu spalten sowie den Zusammenhalt und die Demokratie zu schwächen. Im Gegensatz dazu sind Fehlinformationen solche, die unabsichtlich mit falschem Inhalt verbreitet werden und keinen manipulativen Hintergrund haben. Desinformationen sind also weder Fehler oder Irrtümer noch Satire oder Parodien.
Besonders problematisch sind sogenannte Desinformationskampagnen. Mehrere Akteure platzieren und verbreiten abgesprochen die gleiche Falschinformation. Mit technischen Hilfsmitteln kann bei diesen Kampagnen zusätzlich künstlich Reichweite erzeugt und Glaubwürdigkeit vorgetäuscht werden. So werden z. B. Websites von Zeitungen unrechtmäßig kopiert, Fake Accounts in Sozialen Medien erstellt und Bots für die künstliche Verbreitung der Inhalte genutzt.
Desinformation kann verschiedene Formen annehmen. Hier findest du eine Auswahl:
Dekontextualisierung
Desinformation kann ein wahres Zitat, können echte Bilder oder Videos sein, die aber bewusst aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgenommen und absichtlich in einen anderen Kontext gesetzt worden sind. Sprich, es sind korrekte Informationen, die mit einer täuschenden Absicht in einen anderen Zusammenhang gesetzt werden. Diese Form der Desinformation ist sehr schwierig zu erkennen, da lediglich der Zusammenhang, nicht der Inhalt falsch ist.
Fakes
Mit Hilfe generativer Künstlicher Intelligenz ist es mittels bestimmter Programme und Apps teilweise ohne große Hürden möglich, gefälschte Ton-, Bild- und Videoaufzeichnungen (sogenannte Deepfakes) zu erstellen, die täuschend echt wirken. So kann man beispielsweise Politikerinnen und Politiker Dinge sagen lassen, die sie so nie ausgesprochen haben oder auf einem Bild dem Papst eine weiße Daunenjacke und Sonnenbrille anziehen, obwohl ein solches Foto nie aufgenommen wurde. Die Qualität dieser Fakes steigt stetig, sodass sie nicht gleich als Fälschung erkannt werden und dadurch als „echt“ wahrgenommen werden können.
Diese Form der Desinformation stellt sich auch als Fälschung bekannter Nachrichtenportale dar. Meist nur temporär erreichbare Internetseiten verwenden dasselbe Erscheinungsbild wie authentische Quellen, z. B. bekannte Zeitungen oder Magazine, und verbreiten hierüber gezielt Artikel mit falschen Inhalten oder manipulierten Aspekten eines tatsächlichen Nachrichtenereignisses. Mit teils drastischen Formulierungen und dramatischen Bildern wirken die erfundenen Inhalte oft glaubhaft und lösen starke Emotionen aus.
Unauthentischer oder irreführender Journalismus
Hier muss in zwei Formen unterschieden werden: Zum einen betrifft das journalistische Inhalte und Portale, die sich bewusst nicht an journalistischen Standards orientieren. Sie halten sich beispielsweise nicht an das Zwei-Quellen-Prinzip, erfinden frei heraus Behauptungen, die nicht überprüfbar sind, oder stellen tatsächliche Ereignisse unter ideologischen Deutungsmustern einseitig dar. Hierbei spielen oftmals ideologisch gefärbte Aussagen eine größere Rolle als Fakten. Da sich diese Medienprodukte nach außen wie professioneller Journalismus verkaufen, ist es schwierig, diese Form der Desinformation zu entlarven.
Hacks
Fremde Staaten nutzen auch Cyberangriffe, um Desinformation zu verbreiten oder Desinformationskampagnen zu verstärken. Dabei werden beispielsweise Konten aus Sozialen Medien übernommen und Daten von Politikerinnen und Politikern gestohlen, um sie zu manipulieren oder im falschen Kontext zu veröffentlichen.
Gefälschte Grafiken und Zahlen
Einen falschen Wahrheitsanspruch können auch gefälschte Zahlen oder Grafiken haben, die über soziale Netzwerke, Telegram-Gruppen, Foren oder eigene Websites verbreitet werden. Diese scheinbar authentischen Darstellungen von Fakten unterstützen das eigene, meist politisch oder ideologisch motivierte Narrativ. Gefälschte Grafiken oder Zahlen tauchen auch im Kontext von irreführenden Werbungen auf, um die öffentliche Meinung oder das (Wahl-)Verhalten von Bürgerinnen und Bürgern zu beeinflussen.
Über den privaten Austausch unter Freunden, innerhalb der Familie und in anderen Netzwerken spielen Soziale Medien eine große Rolle bei der Verbreitung von Desinformation. Durch das mühelose Teilen auf Social Media-Plattformen oder das ungeprüfte Weiterleiten in Chatgruppen kann die Verbreitung von Desinformation ganz organisch eine Eigendynamik entwickeln. Aber vor allem durch den Einsatz von gefälschten Nutzerkonten oder sogar automatisiert über sogenannte Social Bots, die Inhalte im Netz streuen, kann in kürzester Zeit eine sehr hohe Reichweite auf diversen Plattformen erreicht werden. Oft werden auch Methoden wie Clickbaits, bei der mit reißerischen Überschriften zur Interaktion aufgerufen wird, bei der organisierten und koordinierten Verbreitung von Desinformation eingesetzt.
Hybride Bedrohungen bezeichnen verschiedene Formen illegitimer Einflussnahme auf Staaten durch fremde Staaten. Dabei versuchen diese fremden Staaten durch den koordinierten Einsatz verschiedener Instrumente ihre Ziele gegen die Interessen und Werte anderer Staaten offen oder verdeckt durchzusetzen. Dies kann auch mittels nichtstaatlicher Akteure passieren. Sie beabsichtigen hierbei, andere politische Systeme zu schwächen und zu destabilisieren, Demokratien zu schwächen und Gesellschaften zu spalten. Aus sicherheitspolitischer Sicht ist Desinformation dann den hybriden Bedrohungen zuzuordnen, wenn sie direkt oder indirekt durch fremde Staaten gesteuert wird.
Hybride Bedrohungen betreffen alle politischen und gesellschaftlichen Ebenen. Dabei können verschiedene Mittel kombiniert werden (diplomatische, militärische, wirtschaftliche oder technologische), sodass eine koordinierte Kampagne entsteht. Mitunter ist es schwierig, einzelne Ereignisse als Teil einer größeren Kampagne zu erkennen und so rechtzeitig zu reagieren.
Zu den eingesetzten Instrumenten gehören beispielsweise Desinformation, Cyberangriffe auf staatliche Stellen und Unternehmen, Spionage und Wirtschaftsspionage, Diebstahl von geistigem Eigentum, wirtschaftliche Einflussnahme, z. B. durch Investition in Schlüsselindustrien, Sabotage von Kritischen Infrastrukturen und Einflussnahme auf freie Wahlen. (vgl. www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/wehrhafte-demokratie/abwehr-hybrider-bedrohungen/abwehr-hybrider-bedrohungen-node.html). Bei diesen Ausführungen handelt es sich um eine Charakterisierung hybrider Bedrohungen einschließlich Desinformation.
Manipulierte oder gefälschte Informationen und Bildmaterialien zu erkennen, ist nicht immer leicht. Hier gibt es ein paar Hilfestellungen:
- Lies den Text genau und überprüfe den Inhalt kritisch: Werden Widersprüche deutlich? Wirkt etwas unstimmig oder übertrieben? Sei vor allem bei einem abfälligen Ton gegenüber Individuen oder Gruppen, unglaubwürdigen Behauptungen oder heftigen Emotionen aufmerksam. Eine gute Bild- und Ton-Qualität deines Gerätes kann helfen, Unstimmigkeiten im Bild oder der Stimme zu offenbaren. Aber auch ein Blick auf die Mimik und Gestik bei Videos enttarnt gegebenenfalls eine Fälschung. Häufig werden gefälschte Informationen mit fehlerhaften Übersetzungen aus anderen Sprachen verbreitet und sind dadurch zu erkennen.
- Mach einen Faktencheck: Zahlreiche Forschungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen oder unabhängige Medien greifen kursierende Behauptungen und Annahmen auf und unterziehen sie einer Überprüfung, um über Irrtümer, Falschinformationen und Gerüchte aufzuklären.
- Überprüfe den Absender: Überprüfe die Quelle bzw. den Absender der Information. Kann diese als glaubwürdig eingeordnet werden? Wird ein Klarname und ein Impressum angegeben oder ein anonymer bzw. kryptisch anmutender Urheber angegeben? Kommt die Meldung tatsächlich von dieser Quelle?
- Eine Gegenüberprüfung oder Rückwärtssuche kann helfen: Wo taucht diese Information noch im Netz auf und wurde sie von vertrauenswürdigen Medien ebenfalls aufgenommen? Eine Rückwärtssuche des Datums und Uhrzeit der URL der Videos, Bilder oder Texte können Aufschluss auf die Aktualität, den Kontext und Absender geben.
Es gilt also allgemein: Teile keine Inhalte, bei denen du dir unsicher bist und informiere dich über verschiedene, seriöse Quellen. Ein respektvolles Miteinander und wertschätzende Kommunikation sind das A und O im Kampf gegen Desinformation und ihre Folgen.
Zur Online-Beteiligung (durchgeführt von make.org)
Die Zukunft des Umgangs mit digitalen Medien und manipulierten Informationen liegt auch in deinen Händen – du kannst sie mitgestalten! Deine Meinung ist wichtig: Gib dein Wissen weiter, berichte über deine Erfahrungen mit Fakes im Internet und trage so dazu bei, dass das Wissen über Desinformation in der Gesellschaft wächst. Denn der Umgang mit Desinformation ist sowohl eine individuelle als auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Bei dem Projekt „Forum gegen Fakes“ sollen alle Stimmen gehört werden und die Vorschläge aus der Breite der Gesellschaft einfließen.
Und ein Grund mehr, sich zu beteiligen: Die Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung stellen eine Informationsquelle für die Arbeit des Bundesministeriums des Innern und für Heimat dar, z. B. für die Erarbeitung der Strategie gegen Desinformation und für die Arbeit in Gremien und in internationalen Netzwerken.
Der Zugang zur Teilnahmeplattform befindet sich direkt auf der Startseite dieser Projektwebseite. Mit einem Klick landest du auf der Homepage der Beteiligungsplattform, wo du unter allen verfügbaren Empfehlungen diejenigen auswählen kannst, zu denen du deine Meinung abgeben möchtest.
Du musst dich nicht auf der Plattform registrieren, um die Empfehlung zu bewerten. Wenn du jedoch einen Kommentar abgeben möchtest, wirst du nach deinem Vornamen und einer E- Mail-Adresse gefragt.
Nach der Freigabe durch unsere Moderatoren erscheinen die Kommentare am Ende der Empfehlungsseite in der Reihenfolge ihrer Freigabe. Du kannst auf jeden Kommentar so oft antworten, wie du möchtest. Auf Antworten anderer Nutzer kannst du nicht antworten.
Die einzelnen Reaktionen werden gesammelt, um die Relevanz jeder Empfehlung im Hinblick auf das angegebene Ziel zu ermitteln: der Verringerung von Desinformation.
Die Kommentare ermöglichen, weitere Handlungsoptionen zu sammeln, auf die die Teilnehmer hinweisen.
Als Betreiber der Beteiligungsplattform hat Make.org mehrere Schutzmaßnahmen eingerichtet, um die Online-Beteiligung vor Beeinflussung durch Hacking und Trolling zu schützen:
- Teilnahmezahlen, Verkehrsströme und Inhaltstrends werden täglich manuell überprüft, um Trolling und sonstige Manipulation auszuschließen
- Einsatz eines GDPR-kompatibles Captcha, um die Plattform vor Bot- und Hackerangriffen zu schützen
-
Kontinuierlicher Einsatz von Prüfalgorithmen, um verdächtiges Verhalten und Reaktionsmuster zu erkennen
Wird ein solcher Versuch festgestellt, werden die nicht genehmigten Beiträge (sowohl Kommentare als auch Reaktionen) für ungültig erklärt und die Ergebnisse entsprechend angepasst.
Kommentare, die unverständlich, unangemessen, diskriminierend oder beleidigend sind, werden nicht zugelassen. Kommentare, die Werbung enthalten, gelten ebenfalls als unangemessen.
Alle eingereichten Kommentare werden manuell von deutschsprachigen Moderatoren von Make.org gesichtet, bevor sie auf der Plattform erscheinen, in Übereinstimmung mit unserer Moderations-Charta.
Die Moderation erfolgt in der Regel innerhalb von 48 Stunden, nachdem der Kommentar eingereicht wurde. Wenn der Kommentar angenommen oder abgelehnt wird, erhält die Person eine E-Mail. Wenn der Kommentar abgelehnt wird, hat die Person die Möglichkeit, einen umformulierten Kommentar einzureichen.
Für jede Empfehlung auf der Dialogplattform führen wir eine Analyse der eingereichten Kommentare hinsichtlich möglicher Verbesserungen, Mängeln und/oder der von den Teilnehmern geäußerten Zweifel durch.
Die Kommentare werden zunächst nach ihrer Art klassifiziert (Verbesserung, Wertschätzung, Erfahrungsbericht, Zweifel oder Sonstiges). Dann gruppieren wir die Kommentare jedes Typs nach Themen, um eine einfache und verwertbare Lektüre der Beiträge der Teilnehmer zu ermöglichen.
Die einzelnen Reaktionen werden in erster Linie dazu verwendet, die Projekte zu bewerten und eine vergleichende Übersicht zu erstellen.
Ja, die Mitwirkung der Bürger erfolgt komplett anonym.
Für die Bewertung der Statements ist keine Registrierung auf der Plattform notwendig. Die Teilnehmenden agieren komplett anonym. Wenn Personen einen eigenen Vorschlag abgeben oder einen Kommentar schreiben wollen, wird nach dem Namen (min. Vorname) und der E-Mail-Adresse gefragt. Die E-Mailadresse kann nur von den Administratoren der Online-Plattform eingesehen werden. So wird sichergestellt, dass es einen direkten Kontakt zu der vorschlagenden Person gibt, z.B. wenn es Verständnisfragen zum Vorschlag gibt oder der Vorschlag gegen die Moderationscharta verstößt und die Person gebeten wird, ihre Idee umzuformulieren.
Die Online-Beteiligung wird über zahlreiche Wege beworben, u.a. über die Projektwebsite und über sämtliche Kommunikation der Bertelsmann Stiftung und der beteiligten Projektpartner. In sozialen Medien werden gezielt Anzeigen geschaltet, die bestimmte Zielgruppen adressieren, um eine repräsentative Altersstruktur, Geschlechterverteilung und Herkunft nach Bundesländern herzustellen.
Fakt oder Fake?
Zum Bürgerrat
Ein Bürgerrat ist eine Form der Bürgerbeteiligung und ein neues, zusätzliches Instrument in unserer repräsentativen Demokratie. Er befasst sich mit einem aktuellen, gesellschaftlich relevanten Thema und dient als ein beratendes Element für die Politik. Menschen werden nach dem Zufallsprinzip kontaktiert und nach Kriterien wie z. B. Alter, Geschlecht und Schulbildung zusammengesetzt. Die Kriterien werden so gewählt, dass der Bürgerrat die Vielfalt der Gesellschaft abbildet.
Der Bürgerrat tauscht sich – moderiert und in Kleingruppen – aus, setzt sich mit neuen Informationen auseinander und erarbeitet gemeinsam Empfehlungen für die Politik. Die Politikempfehlungen des Bürgerrates haben eine beratende Funktion; die Entscheidungen über die Annahme der Empfehlungen treffen in unserer repräsentativen Demokratie immer die zuständigen politischen Akteure. Das Besondere an dieser Form der Bürgerbeteiligung: die inklusive, vielfältige Beteiligung durch das Zufallsverfahren und die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema in Form strukturierter, gut informierter Diskussion und konstruktiver Diskussionen.
Beim Bürgerrat „Forum gegen Fakes“ arbeiten 120 Bürgerinnen und Bürger zusammen. Für den Bürgerrat wurden deutschlandweit Menschen nach dem Zufallsprinzip kontaktiert. Das Zufallsprinzip wurde mit bestimmten Kriterien kombiniert, so dass die Zusammensetzung des Bürgerrates die Vielfalt der Bevölkerung in Deutschland abbildet. Beim „Forum gegen Fakes“ wurde die Verteilung der Menschen nach den Kriterien Alter, Geschlecht, Bundesland, Gemeindegröße, Bildungs- und Migrationshintergrund vorgenommen.
Bei regelmäßigen Treffen – digital und persönlich – diskutiert der Bürgerrat gemeinsam das Thema Desinformation und tauscht sich in Kleingruppen vertieft zu spezifischen Fragestellungen aus. Die Diskussionen sollen auf Augenhöhe geführt werden. Hierfür werden die Treffen des Bürgerrats von externen und erfahrenen Moderatorinnen und Moderatoren begleitet.
Verschiedene Expertinnen und Experten geben während des Prozesses zu unterschiedlichen Aspekten des Themas Hintergrundinformationen und unterstützen bei inhaltlichen Fragen. Der Bürgerrat hört Vorträge und diskutiert, stellt Fragen und lernt verschiedene fachliche Perspektiven kennen, sodass alle Teilnehmenden auf dem gleichen Wissensstand sind. Als Ergebnis steht zum Abschluss des Bürgerrates ein sogenanntes Bürgergutachten mit Politikempfehlungen. In diesem Schriftstück formuliert der Bürgerrat explizite Handlungsempfehlungen für die Politik.
Insgesamt verläuft der Prozess des Bürgerrates „Forum gegen Fakes“ in drei Phasen:
- Themenfokussierung: In der ersten Phase geht es neben einem ersten Erfahrungsaustausch vor allem um die Sondierung und Festlegung der Themen. Als Grundlage dafür dienen auch die Vorschläge aus der Online-Beteiligung. Grundlagen- und Detailwissen wird durch Expertinnen und Experten vermittelt.
- Ideenentwicklung: In dieser Phase werden die ersten Ideen zum Umgang mit Desinformation ausgearbeitet, worauf die Online-Teilnehmenden Feedback geben können.
- Handlungsempfehlungen: In der nächsten Phase formuliert der Bürgerrat konkrete Handlungsempfehlungen. Online werden daraus die Top 3-Empfehlungen ausgewählt. Am Ende steht das Bürgergutachten, das die Ergebnisse der drei Online-Beteiligungen und des Bürgerrates in einer Publikation zusammenfasst. Auf einer Dialogveranstaltung übergibt der Bürgerrat das Bürgergutachten an die Bundesministerin.
Der Bürgerrat soll die Vielfalt der Bevölkerung in Deutschland abbilden. Für die Zusammensetzung des Bürgerrates wurden deshalb folgende Kriterien zugrunde gelegt: Regionale Herkunft (alle Bundesländer), Gemeindegröße (aus Städten und dem ländlichen Raum), Geschlecht, Alter, Bildungsgrad und Migrationshintergrund. Neben Deutschkenntnissen (mindestens Level B2) als Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Bürgerrat sind keine speziellen Fachkenntnisse erforderlich. Die Bürgerinnen und Bürger bringen ihr Alltagswissen und ihre Erfahrungen ein. Das Mindestalter für die Teilnahme am Bürgerrat beträgt 18 Jahre.
Die vielfältige Zusammensetzung des Bürgerrates spiegelt die vielfältigen Erfahrungen, Meinungen und Perspektiven unserer Gesellschaft zum Thema Desinformation wider. Im Bürgerrat werden alle Stimmen gehört, auch die Stimmen, die in politischen Debatten üblicherweise weniger laut sind. Zudem ist es ein Gewinn, dass Menschen zusammenkommen, die sonst selten miteinander zu tun haben. Dadurch können die Perspektiven über den eigenen Tellerrand hinaus erweitert und Vorurteile abgebaut werden.
Das Verfahren der Kontaktaufnahme nach dem Zufallsprinzip kombiniert mit Kriterien für die Vielfalt von Bürgerinnen und Bürgern ist ein gutes Verfahren, um eine vielfältige Teilnehmerschaft für Bürgerräte sicherzustellen. Für den Bürgerrat „Forum gegen Fakes“ bedeutete dies: In einem ersten Schritt wurde eine große Anzahl an Bürgerinnen und Bürger per Zufall kontaktiert. Die Zufallsstichproben wurden aus zufällig generierten Telefonnummern (Random Digit Dialing - RDD) und aus einer Marktforschungsdatenbank gezogen. In einem zweiten Schritt wurden die Interessierten nach den Kriterien Bundesland, Gemeindegröße, Geschlecht, Alter, Bildungsgrad und Migrationshintergrund und die dafür vorgesehenen Quoten analysiert. Am Ende des Verfahrens stand eine feste Gruppe von 120 Bürgerinnen und Bürgern, die den Bürgerrat „Forum gegen Fakes“ bilden.
Im Detail bedeutet das: Zur Kontaktaufnahme wurden Telefonnummern per Zufallsprinzip aus Telefonverzeichnissen gezogen oder zufällig von Computern generiert. Diese Mobilfunk- und Festnetznummern wurden angerufen und Personen ab 18 Jahre über den Bürgerrat informiert. Theoretisch hatten alle Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands mit einem Festnetz- oder Mobilfunktelefonanschluss die Chance, angerufen zu werden und am Bürgerrat teilzunehmen.
Die Anmeldung erfolgte in zwei Schritten: Personen, die den Kriterien entsprechen, wurden eingeladen, sich zu bewerben. (Siehe „Nach welchen Kriterien ist der Bürgerrat zusammengesetzt?“) Interessierte Personen bewarben sich daraufhin auf die freien Plätze im Bürgerrat. Sowohl bei dem Telefonat als auch bei der Bewerbung wurde überprüft, ob die interessierten Personen den Kriterien entsprechen, für die noch freie Plätze zur Verfügung stehen. Wenn dies der Fall war, erfolgte der zweite Schritt, bei dem die Bürgerinnen und Bürger verbindlich angemeldet wurden. Weitere Interessierte wurden auf einer Warteliste festgehalten. Bei Absagen rückten passende Personen aus diesem Interessentenpool nach.
Kernanliegen des Bürgerrats ist der Umgang mit Desinformation und die Frage: Wie schützen und stärken wir unsere Demokratie? Neben den Resultaten aus der Online-Beteiligung, die als Diskussionsgrundlage dienen, werden folgende Unterthemen in den verschiedenen Phasen des Bürgerrats behandelt:
- Meinungsfreiheit, Manipulationstechniken, Desinformation – Klärung von Begriffen, Erfahrungen, Betroffenheiten
- Die Rolle von Künstlicher Intelligenz bei der Kommunikation in den digitalen Medien – Teil des Problems oder Teil der Lösung?
- Der Einfluss von Sozialen Medien auf öffentliche Debatten und die Bedeutung journalistischer Standards
- Wahlen und mögliche Wahlbeeinflussung durch fremde Staaten
- Vertrauensverlust und Destabilisierung der Demokratie durch den Einfluss fremder Staaten
Während der ersten Phase des Bürgerrates konkretisieren die Bürgerinnen und Bürger die Themen und legen Themenschwerpunkte fest.
Zu jedem Unterthema arbeiten mehrere Kleingruppen. Die Bürgerinnen und Bürger vertiefen ihr Wissen zum jeweiligen Unterthema, indem sie Neues von den Expertinnen und Experten lernen. Dabei tauschen sie auch ihre persönlichen Erfahrungen aus und beschäftigen sich mit Fallbeispielen. Im gesamten Prozess wird aber immer wieder in der gesamten Gruppe über alle Unterthemen gemeinsam diskutiert. So wird sichergestellt, dass die Teilnehmenden auch die Ideen und Empfehlungen der anderen Gruppen verstehen und gut informiert sind. Auf dieser Grundlage können die Teilnehmenden letztlich ihre Bewertungen vornehmen.
Die Bürgerinnen und Bürger setzen sich im Bürgerrat intensiv mit dem Thema „Desinformation“ auseinander und entwickeln Handlungsempfehlungen. Dabei werden sie unterstützt von Expertinnen und Experten zum Thema Desinformation. Ein nachvollziehbares und transparentes Verfahren zur Auswahl geeigneter Expertinnen und Experten ist zentral für die Qualität der Arbeit des Bürgerrates.
Die Auswahl der Expertinnen und Experten zum Thema Desinformation, die im Bürgerrat zum Einsatz kommen, basiert auf folgenden Kriterien:
- Fachexpertise: Fachlich versiert, anerkannt, politisch unabhängig. Als Gruppe decken die Expertinnen und Experten die fünf relevanten Subthemen des Kernthemas „Desinformation“ ab.
- Diversität: Als Gruppe eine gute Mischung aus verschiedenen Denkschulen und Positionen (z. B. liberal/offen vs. konservativ/restriktiv), auch wird eine Diversität aufgrund persönlicher Attribute (Geschlecht, Alter, gesellschaftliche Hintergründe) abgedeckt.
- Professioneller Hintergrund: Die Expertinnen und Experten stellen als Gruppe einen guten Mix aus wissenschaftlichen (Universitäten, Institute) und praktischen (NGSs, nichtakademische Expertinnen und Experten, Journalistinnen und Journalisten) Akteuren dar.
- Vermittlungskompetenz: Alle Expertinnen und Experten sind geeignet, Wissen an Bürgerinnen und Bürger zu vermitteln und Themen einzuordnen. Sie müssen in der Lage sein, evidenzbasierte Inhalte, Analysen, Fakten und Meinungen klar und in einer auch für Nichtakademikerinnen und -akademiker verständlichen Sprache und nachvollziehbaren Logik zu erklären.
Über die Auswahl der Expertinnen und Experten, die im Bürgerrat zum Einsatz kommen, entscheidet die Bertelsmann Stiftung als Projektträger nicht allein, sondern mit Unterstützung des Projektbeirats.
Zwischenergebnisse des Bürgerrates und der Online-Beteiligung werden während des Prozesses von Januar bis September 2024 in regelmäßigen Abständen zusammengefasst und dokumentiert. Die Zwischenergebnisse sowie das Bürgergutachten werden unter dem Reiter „Ergebnisse“ veröffentlicht und sind für alle Personen transparent einsehbar.
Über die Online-Beteiligung und über den Bürgerrat sollen so viele Menschen wie möglich erreicht und für das Thema sensibilisiert werden. Im Idealfall setzt sich durch das Projekt die Öffentlichkeit noch intensiver mit dem Thema auseinander. Dabei geht es einerseits darum, einen besseren Umgang mit Desinformation zu finden und andererseits über die Gefahren aufzuklären, die durch Desinformation entstehen.
Desinformation, Manipulation und Fakes im Internet gehen alle an. Sie begegnen einem im Alltag häufiger, als man denkt. Daher ist es wichtig, dass Erfahrungen und der Umgang mit Desinformationen sowie die daraus folgenden Maßnahmen aus der Breite der Gesellschaft stammen und nicht nur von wenigen erdacht werden. Mit der Kombination der beiden Beteiligungsformate (breite Online-Beteiligung sowie Kreis des Bürgerrats) werden qualitativ hochwertige Politikempfehlungen angestrebt: Die Handlungsempfehlungen an die Politik sind von den Bürgerinnen und Bürgern selbst entwickelt und spiegeln somit ihre Bedürfnisse und Prioritäten wider.
Die Ergebnisse des Bürgerrats werden in Form eines Bürgergutachtens (Politikempfehlungen) an das BMI übergeben. Das Bürgergutachten stellt eine Informationsquelle für die Arbeit des BMI dar, z. B. für die Erarbeitung der Strategie gegen Desinformation und für die Arbeit in Gremien und in internationalen Netzwerken.
Das BMI wird über die Empfehlungen des Bürgerrats, der durch die Online-Beteiligung über die Meinungen der breiten Bevölkerung informiert wird, beraten und wird sie für die weitere Arbeit zum Thema nutzen. In einem Folgeprozess wird die Nutzung der Empfehlungen des Bürgerrats transparent gemacht und in einer Folgeveranstaltung erneut mit Beteiligten des Bürgerrats diskutiert.
Der Bürgerrat gibt dem BMI eine direkte Rückmeldung aus der Gesellschaft zum möglichen Umgang mit Desinformation. Der Bürgerrat trifft dabei keine politischen Entscheidungen. Was letztlich umgesetzt wird und was nicht, entscheiden die Bundesregierung und die gewählten Abgeordneten. Der Bürgerrat ergänzt und stärkt damit die repräsentative parlamentarische Demokratie.
Das Bürgergutachten wird im September 2024 im Rahmen einer Dialogveranstaltung an das BMI übergeben und mit Adressatinnen und Adressaten der Politikempfehlungen diskutiert. Das Bürgergutachten wird zudem von der Bertelsmann Stiftung veröffentlicht.
Das BMI wird das Bürgergutachten mit den Ressorts, den Ländern und ihren Kommunen sowie mit den Sicherheitsbehörden teilen. Damit ist es einem breiten Personenkreis zugänglich und kann für die Arbeit zum Thema Desinformation von allen Ressorts sowie von den Ländern und ihren Kommunen genutzt werden.
Zudem wird in einer Folgeveranstaltung des BMI im Jahr 2025 über die Verteilung und die Nutzung des Bürgergutachtens, z.B. bei der Erstellung der Strategie gegen Desinformation im Rahmen der Nationalen Sicherheitsstrategie, informiert.
Die Projektwebsite „Forum gegen Fakes“ wird auch nach Beendigung des Bürgerrats Informationen darüber enthalten, wie das Bürgergutachten genutzt wurde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgerrats werden darüber hinaus gesondert über die Nutzung informiert.